Demokratie

Ich halte es für möglich,
eine neue Gesellschaft vorauszusehen,
in der der Mensch fähiger sein wird,
weil man Vertrauen in ihn setzte,
als er ein Kind war.
Maria Montessori

 

Wir alle in der Wichernschule sind miteinander verbunden und voneinander abhängig, wobei jeder von uns zur Bindung und zur Beweglichkeit, aber auch zur Vielseitigkeit beiträgt.
Kinder sollten die Fähigkeit zur Achtung vor sich selbst und anderen, zur Zusammenarbeit und zur Problemlösung frühzeitig lernen, um selbstständig und verantwortungsvoll handeln zu können.

An unserer Schule wird nicht nur selbstverantwortliches Lernen praktiziert, sondern auch Mitbestimmung und Übernahme von Verantwortung im Hinblick auf das Schulleben. Die Stärkung der Persönlichkeit ist auch hierbei ein zentrales Anliegen unserer Arbeit. Die Mitwirkung am Schulleben, sowohl durch die Mitgestaltung und -entscheidung, als auch durch die Förderung der Gruppen- und Teamarbeit, fördern direkt und indirekt die Persönlichkeit aller Beteiligten.
Mit der Förderung der verantwortlichen Mitarbeit sollen demokratisches Bewusstsein geweckt und demokratische Grundlagen ausgebildet werden, um die Kinder gezielt auf demokratische Teilhabe vorzubereiten und den Sinn für demokratisches Engagement zu wecken.
Für die Erwachsenen gehören Geduld und Konsequenz dazu, immer wieder einzufordern, dass die Schülerinnen und Schüler aktiv teilnehmen. Nur so können sie einschätzen lernen, wie aufwändig demokratische Prozesse sind und wie viel Einsatz sie immer wieder einfordern. Demokratisch zu handeln, bedeutet die Schwierigkeit zu akzeptieren, dass eigene Meinungen und Interessen mit anderen oder auch gegen andere auszuhandeln sind. Dies schließt die zunächst enttäuschende Erfahrung ein, dass Demokratie eben nicht heißt, dass die eigenen Interessen immer „gewinnen“, sondern dass Kompromisse dazu gehören, die keineswegs immer einfach zu ertragen sind. Gleichzeitig müssen Schüler/innen aber auch lernen, dass jedes soziale System Grenzen definiert, die im Partizipationsprozess nicht verhandelbar sind.

Dies geht am besten dann, wenn sie Demokratie als sinnvoll und nutzenbringend für ihr Denken und Handeln erfahren können.
Kinder müssen an Entscheidungen beteiligt werden, von denen sie betroffen sind. Elemente im Unterricht, bei denen Partizipation möglich und erforderlich ist:

– Gesprächskreise: teilweise Leitung durch Schülerinnen/Schüler
– Arbeit am Thema/ Projekt- und Werkstattunterricht: Thema und Bearbeitungsschwerpunkte werden unter Mitwirkung von Schülerinnen/Schüler festgelegt
– Lese- und Schreibzeiten: Schüler/innen wählen sich die Texte, an denen sie arbeiten wollen.
– Organisation von Klassenfesten und –feiern

Die Kinder können das Schulleben mitbestimmen. So ist ihre Stellung im Schulleben gestärkt. Sie werden ermutigt, „ihre Angelegenheiten“ selbstverantwortlich zu regeln. Regelmäßig findet in jeder Klasse an einem bestimmten Wochentag der „Klassenrat“ statt. Das hat präventive und entlastende Funktion. Die Kinder spüren die Sicherheit, dass ihre Angelegenheiten nicht vergessen werden, auch wenn sie nicht unverzüglich besprochen werden können. Der Klassenrat wird von der Klassensprecherin und dem Klassensprecher  geleitet. Die Ergebnisse werden protokolliert. Zunächst werden die Kinder dabei angeleitet und unterstützt. Im Klassenrat ist jeder gleichberechtigtes Mitglied (sei es Lehrer/in oder Schüler/in). Ziel ist es, dass in einer vertrauensvollen Atmosphäre jeder zum Helfer und „Problemlöser“ wird und partnerschaftliches und demokratisches Verhalten eingeübt werden kann.

Klassenübergreifende Themen werden regelmäßig im „Schulparlament“ erörtert. Dieses Gremium setzt sich aus den zwei gewählten Klassensprechern jeder Klasse und der Schulleitung zusammen. Sie wählen aus ihrer Mitte eine Schulpräsidentin und einen Schulpräsidenten.

Bei Bedarf trifft sich die gesamte Schülerschaft zur Schulversammlung, die durch die Schulpräsidentin und den Schulpräsidenten geleitet wird.

Kinder im Grundschulalter werden sensibel für Fragen der Gerechtigkeit, der Moral und des Zusammenlebens mit anderen Menschen. Das Miteinander vieler Menschen ist nicht ohne Konflikte denkbar. Folglich sind die Themen im Klassenrat, im Schulparlament und in der Schulversammlung neben der Planung des gemeinsamen Schullebens auch die vielfältigen Probleme der Kinder untereinander. Gemeinsam suchen die Schulparlamentarierinnen und Parlamentarier dann nach Lösungen und erarbeiten Vorschläge. So werden Verantwortung und Toleranz, sowie soziales und demokratisches Verhalten als Basis des Zusammenlebens gelernt. Dies kommt auch in der Schulverfassung „ILSE“ zum Ausdruck, an der alle Kindergremien partizipativ beteiligt waren:

Das sind die Folgen, wenn wir uns nicht an die Regeln der Schulordnung halten:

  • Wenn wir ein Kind verletzt haben, auch mit Worten, müssen wir uns entschuldigen und uns eine Wiedergutmachung überlegen. Wenn wir etwas beschmutzt oder kaputt gemacht haben, müssen wir es wieder in Ordnung bringen.
  • Bei häufigeren Regelverstößen müssen wir die Regeln, an die wir uns nicht gehalten haben und unser Verhalten aufschreiben („Regelzettel“).
  • Wir werden zu einer Sitzung des Schulparlaments eingeladen und müssen dort Rede und Antwort stehen („Kinder hören auf Kinder“ – ILSE ).
  • Bei häufigen und schlimmen Regelverstößen besprechen die Aufsichtslehrer/innen und die pädagogischen Mitarbeiter/innen aus der OGS unser Verhalten mit unserer Klassenlehrerin. Wir dürfen dann in der Pause nicht mehr nach draußen. Diese Regel kann auch für mehrere Pausen gelten.

Wenn wir uns dann noch nicht an die Regeln halten, sprechen die Lehrer/innen und die pädagogischen Mitarbeiter/innen mit unseren Eltern über unser Verhalten.