Individuelles Lernen (Freiarbeit)

Hilf mir, es selbst zu tun!
Zeig mir, wie es geht!
Tu es nicht für mich!
Ich kann und will es alleine tun.
Hab Geduld, meine Wege zu begreifen!
Vielleicht brauche ich mehr Zeit,
weil ich mehrere Versuche machen will.
Mute mir auch Fehler zu,
denn aus ihnen kann ich lernen!                                                                       

Maria Montessori

Durch die Freiarbeit – mit Schwerpunkt auf der Grundlage der Montessori-Pädagogik – organisieren wir das schulische Lernen so, dass die Kinder zunehmend Selbstständigkeit entwickeln und Verantwortung für ihr eigenes Lernen übernehmen können. Die Kinder können sich in der Klasse frei bewegen und im Rahmen der klasseninternen Absprachen nicht nur ihre Arbeit, sondern auch den Arbeitsplatz und den Arbeitspartner frei wählen sowie darüber entscheiden, zu welchem Zeitpunkt und in welchem zeitlichen Umfang sie ihre Arbeit ausführen wollen. Die freie Entscheidung führt zu einer Disziplin, die von innen kommt und nicht vom Erzieher vorgegeben wird. Somit wird ein selbstständiges, eigenverantwortliches, konzentriertes und zielorientiertes Lernen gefördert. Durch die tägliche Übung, nach eigener Wahl zu arbeiten, wird die Entschlusskraft der Kinder gestärkt und oft ein erstaunliches Maß an Selbstständigkeit und Ausdauer entwickelt.

Die Unterrichtsform der „Freiarbeit“ ist an unserer Schule aber auch deshalb von grundlegender Bedeutung, weil durch sie die individuellen Voraussetzungen aller Kinder berücksichtigt werden können. Während der Freiarbeit können sowohl lernschwächere als auch hochbegabte Kinder so gefördert werden, dass den unterschiedlichen Bedürfnissen einer gemeinsamen Lerngruppe Rechnung getragen und soziale Integration ermöglicht wird.

In der Regel beginnt in den Montessoriklassen der Schulmorgen mit drei Stunden Freiarbeit. In dieser Zeit wählt das Kind selbstständig oder mit Hilfe der Lehrerin aus der sorgfältig vorbereiteten Lernumgebung eine Arbeit aus. Es arbeitet in seinem Tempo, ohne den Druck, in einer ganz bestimmten Zeit mit einer Übung fertig sein zu müssen. Mit der Wahl einer Arbeit ist aber die Verpflichtung verbunden, sie möglichst auch zu Ende zu führen.

Während der Freiarbeit gelten folgende Regeln, die für eine erfolgreiche Arbeit unerlässlich sind:

  • Das Material wird immer von dem Kind, das es geholt hat, an den angestammten Platz zurückgebracht.
  •  Materialien werden so behandelt, dass sie an andere weitergegeben werden können.
  • Eine angefangene Arbeit soll möglichst beendet werden, bevor eine neue begonnen wird. Eine langfristig angelegte Arbeit kann unterbrochen und an den folgenden Tagen beendet werden.
  • Der Arbeitsplatz wird nach einer beendeten Arbeit aufgeräumt.
  • Niemand darf bei seiner Arbeit gestört werden.
  • Weder Lehrerin/Lehrer noch Kinder rufen, schreien oder machen sich auf andere Weise laut bemerkbar.
  • Benötigt ein Kind Hilfe, fragt es zunächst andere Kinder, erst danach macht es sich bei der Lehrkraft leise bemerkbar. (Ein Helfersystem ist in den verschiedenen Klassen individuell organisiert.)

Damit alle Kinder die grundlegenden Ziele erreichen, gehören bestimmte Materialien und Aufgaben zum „Pflichtpensum“ für alle Kinder eines Schuljahres. Dieses Pensum bildet auch die Grundlage für Lernkontrollen. Zur Sicherung des Überblicks über die geleistete Arbeit der einzelnen Schüler/innen dokumentiert die Lehrkraft kontinuierlich Ergebnisse und besondere Beobachtungen. Die Kinder werden in viele Dokumentationen stetig mit einbezogen (s. Leistungskonzept).

Freiarbeit ist eine anspruchsvolle Unterrichtsform, deren erfolgreiche Praktizierung an die Lehrer/innen und Schüler/innen hohe Anforderungen stellt. Daher bedarf es einer gründlichen Vorbereitung und Schulung der Lehrkräfte. Zur Zeit besitzen 7 Lehrkräfte das Montessori-Diplom.